Der folgende Beitrag wurde durch ein Kapitel aus dem sehr empfehlenswerten Buch „Checkliste Glaube – Dienen wie Jesus“ von Ajith Fernando inspiriert.
Bei Sportevents wie der Tour de France oder einem Triathlon sind nicht allein die Athleten aktiv. Die Fans und Zuschauer feuern die Sportler entlang der Strecke lauthals an, halten ihnen Wasserflaschen bereit und motivieren sie damit. Zusätzlich gibt es in gewissen Abständen offizielle Versorgungsstationen, damit jeder optimal für die lange Strecke gerüstet ist und bis zum Ziel durchhält.
Nicht viel anders ist das im Leben mit Jesus und im Dienst für ihn, oder?
Zumindest auf die Aspekte Langstrecke und Ausdauer trifft das zu. Doch wer feuert uns an? Wer versorgt uns mit allem, was wir brauchen? Wer sich dabei auf andere verlässt, hat vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass es auch mal ganz schön einsam werden kann. Dabei brauchen wir Bestätigung, Ermutigung und neue Motivation so dringend!
Von Jesus wird uns berichtet, dass er dreimal in seinem Dienst die Stimme Gottes, seines Vaters „aus dem Himmel“ hörte und jedes Mal war es eine Bestätigung und Ermutigung für ihn: Zuerst nach seiner Taufe im Jordan, dann bei seiner Verklärung auf dem Berg und schließlich kurz vor seinem Tod in Jerusalem. In jeder dieser Situationen steht ein anderer Aspekt im Vordergrund, den ich jeweils herausstellen und auf uns heute beziehen möchte.
Meine Identität – Wer bin ich?
Als Jesus zum ersten Mal öffentlich auftritt, bestätigt Gott ihn und seinen Auftrag:
„Und es geschah in jenen Tagen: Jesus kam von Nazareth in Galiläa und wurde von Johannes im Jordan getauft. Und sobald er aus dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf ihn herabkommen. Und eine Stimme kam aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Mk 1,9-11.)
Gott nennt Jesus seinen Sohn und bestätigt damit seine Identität – ein grundlegendes Bedürfnis, das jeder Mensch hat. Da die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ so verschieden ausfallen kann, ist es entscheidend, wer diese Antwort gibt. Jesus, der einzigartige und ewige Sohn, erhält sie von Gott selbst: Du bist geliebt!
Braucht Jesus diese Bestätigung durch seinen Vater? Immerhin ist er der menschgewordene Sohn Gottes. Andererseits stellt er sich mit seiner Taufe durch Johannes völlig auf eine Stufe mit ganz normalen Menschen, Menschen wie wir. Und als solche brauchen wir den Zuspruch und die Bestätigung des Vaters.
Später wird Jesus seinen Jüngern sagen:
„Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt.“ (Joh 15,9)
und
„… denn der Vater selbst hat euch lieb!“. (Joh 16,27)
„Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es“, ruft Johannes aus. (1.Joh 3,1)
So ruft Gott auch jedem von uns zu: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter!“
Ich bin überzeugt: Es gibt keine bessere Antwort auf die Frage nach meiner Identität. Alles, was ich in Christus bin – erlöst, befreit, gerechtfertigt, versöhnt, geheiligt und vieles mehr – gehört dazu.
Irgendwann in der Anfangsphase unseres Dienstes im Allgäu besuchten Ute und ich einmal ein Seminar mit dem Thema „Das ausgetauschte Leben“, in dem es unter anderem um diese grundlegende Wahrheit ging. Ich empfand in der missionarischen Arbeit seinerzeit stark den Druck, etwas für Gott tun (und erreichen!) zu müssen. Gott sprach damals in unsere Situation, indem er uns ermutigte und bestärkte: Entscheidend ist nicht, was ihr tut, sondern wer ihr seid – meine Kinder! Diese tiefe Überzeugung, die in der Liebe Gottes gründet, hat uns über die Jahre nie mehr verlassen – und das wünsche ich jedem, der Jesus nachfolgt und in seinem Auftrag unterwegs ist!
Gottes Bestätigung steht vor allem!
Weiter lässt Gott seinen Sohn wissen: „…an dir habe ich Wohlgefallen!“ und gibt ihm damit die Gewissheit: Ich bin für dich, ich habe Freude an dir!
Die gesamte Aussage setzt sich zusammen aus zwei Versen im Alten Testament (Ps 2,7; Jes 42,1), die beide klar auf den kommenden Messias hinweisen. Somit bestätigt Gott nicht nur die Identität von Jesus und befriedigt das Bedürfnis nach Gewissheit, sondern bestätigt auch seine Beauftragung als Messias. Damit wird das Bedürfnis jedes Menschen nach Bedeutung angesprochen. Bei dieser ersten Gelegenheit, der Taufe Jesu, werden die drei Aspekte zusammengefasst.
Noch ein Gesichtspunkt ist an dieser Stelle wichtig: Jesus wird von Gott dreifach bestätigt, bevor er irgendetwas getan oder erreicht hat. Darin liegt eine tiefe Wahrheit: Nichts, was wir jemals tun oder erreichen könnten, gibt uns wirklich Identität, Gewissheit und Bedeutung! Alles wird uns von Gott geschenkt und zugesprochen.
Gewissheit – Gott ist für mich!
Wir wissen nicht, wie lange Jesus schon mit seinen Jüngern landauf, landab unterwegs ist, als er mit dreien von ihnen auf einen Berg steigt und dort die „Verklärung“ stattfindet. Als Abschluss dieser wunderbaren Erfahrung hören wir wieder eine Stimme aus dem Himmel:
„Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Ihn hört!“ (Mt 17,6)
Nach Matthäus ist es fast derselbe Wortlaut wie bei der Taufe, bis auf den Zusatz „… ihn hört!“ (den übrigens auch Markus und Lukas erwähnen). Neben der erneuten Bestätigung der Identität Jesu sehen wir hier auch eine Vergewisserung: Ich habe Freude an dir und ich autorisiere alles, was du den Menschen sagst – sie sollen auf dich hören!
Zeit der Einsamkeit
Der Verklärung vorausgegangen war eine Begebenheit in Cäsarea Philippi, bei der Petrus Jesus als Christus und Sohn Gottes bekennt und eine besondere Zusage von Jesus bekommt. Und doch kann er dessen Ankündigung von Leiden, Tod und Auferstehung nicht akzeptieren und wird von Jesus mit starken Worten zurückgewiesen (Mt 16,13-25). Jesus nimmt dies zum Anlass, über die Konsequenzen der Nachfolge zu reden.
Auch während der Verklärung selbst wird das Unverständnis von Petrus sehr deutlich: Er will Hütten bauen und Lukas kommentiert: „Er wusste nicht, was er redete.“ Jesus war damit konfrontiert, dass seine engsten Vertrauten ihn nicht verstanden.
Die darauffolgenden Ereignisse, wie sie Lukas berichtet, unterstreichen dies noch. Lukas 9 ist sozusagen ein Kapitel großer innerer Einsamkeit für Jesus: Anlässlich der misslungenen Heilung durch die Jünger ruft er aus: „Ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, bis wann soll ich bei euch sein und euch ertragen?“ (Lk 9,41).
Die Reaktion seiner Jünger auf die erneute Ankündigung, was auf ihn zukommt, spricht Bände: „Doch sie konnten den Sinn seiner Worte nicht verstehen, er blieb ihnen verborgen. Sie begriffen ihn nicht, wagten aber auch nicht, Jesus danach zu fragen“ (Lk 9,45). Die innere Distanz zu Jesus scheint sich noch zu verstärken, als sie darüber diskutieren, wer von ihnen wohl der Größte sei(V. 46). Er muss sie schließlich deutlich zurechtweisen, als sie einer Ortschaft in Samaria, die ihnen ein Nachtquartier verweigert, „Feuer vom Himmel“ schicken wollen.
Ajith Fernando bemerkt: „Was für eine Einsamkeit! Was für eine Entmutigung! Doch mitten in diesen Berichten von der Einsamkeit Jesu lesen wir von seiner Verklärung, von seinem Gespräch mit Mose und Elia und davon, dass er die Himmelsstimme hörte.“¹ Vielleicht waren Mose und Elia auch aus dem Grund dort, weil sie selbst einige Erfahrung hatten mit Zeiten der Einsamkeit und des Nicht-Verstanden-Werdens.
Es gab in unserem Dienst über die Jahre immer wieder Phasen, in denen ich mich einsam und unverstanden fühlte. Vor einigen Jahren, als wir die Strategie unserer Arbeit grundlegend neu ausrichteten, erlebte ich viel Kritik und Unverständnis. Das geschah vielfach leider nicht im offenen Gespräch, sondern teils schriftlich und hinter unserem Rücken. Die Ablehnung von anderen Christen, zum Teil aus befreundeten Gemeinden war dabei sehr schmerzlich.
Wie ermutigend war in dieser Zeit der starke Rückhalt und die Einigkeit innerhalb unseres Teams. Wir gingen gemeinsam Schritte der Veränderung und konnten uns gegenseitig ermutigen: Wir sind auf dem richtigen Weg. Ich erinnere mich an ein ganz konkretes Wort von einem Kollegen in einer Zeit des hörenden Betens: Steh fest, bleib dran und weiche nicht zurück!
Hier in der Region haben wir einige gute Freunde, die ebenfalls unter Beschuss gerieten und doch zu uns stehen. Doch am wichtigsten war und ist die innere Gewissheit: Gott ist für uns, wer kann da gegen uns sein? (nach Röm 8,31.)
Bedeutung – Gott hat etwas vor mit mir!
Zum dritten Mal hört Jesus die bestätigende Stimme aus dem Himmel, als er kurz vor seinem Opfertod am Kreuz steht. Er sagt selbst: „Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht wird“ (Joh 12,23). Sein Weg und Auftrag scheinen klar vor ihm zu liegen. Wenn wir weiterlesen, sehen wir einen Moment der Unsicherheit bei Jesus, wie er mit seinem Leiden und Tod umgehen soll: „Jetzt ist meine Seele bestürzt. Und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen! Vater, verherrliche deinen Namen!“ (V. 27-28a).
Der Unsicherheit folgt ein neuer Entschluss, seinem Auftrag treu zu bleiben – und genau hier spricht der Vater konkret hinein: „Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe [ihn] verherrlicht und werde [ihn] auch wieder verherrlichen“ (V. 28b). Mit anderen Worten: Gott hatte bisher in und durch Jesus gehandelt und das hat ihm alle Ehre gemacht – genauso würde er auch künftig durch seinen Tod, seine Auferstehung und Erhöhung handeln! Und aus diesem Grund war Jesus nun im Schatten des Kreuzes genau an der richtigen Stelle.
Das ist die Art von Ermutigung, die auch ich so sehr brauche, wenn ich mit Unsicherheit und Selbstzweifeln im Blick auf mich selbst und unseren Auftrag zu kämpfen habe. Wir können voller Dankbarkeit sagen, dass Jesus uns in der Vergangenheit gebraucht hat, um Menschen zu seinen Jüngern zu machen und seine Gemeinde zu bauen. Und er sieht weiter und gibt uns zu verstehen: Ich habe auch in der Zukunft noch etwas mit euch vor! Ich möchte euch gebrauchen, wie ich es früher schon getan habe!
Im Moment des Zweifels über unseren Auftrag, wenn ich feststecke und das Gefühl habe, dass gar nichts mehr weitergeht, gibt diese Perspektive Hoffnung und macht Mut. Wenn Erfolglosigkeit mich niederdrückt, wenn andere mich kritisieren und unsere Vorgehensweisen in Frage stellen, erlebe ich, dass Gott meinen Auftrag neu bestätigt: Konzentriere dich darauf, Menschen zu Jüngern von Jesus zu machen – mit allem, was dazugehört!
Dabei will ich nicht vergessen, woran Ajith Fernando erinnert: „Abschließend müssen wir also bekennen, dass Gott uns nicht gebraucht, weil wir so reife und abgerundete Individuen sind, sondern weil es ihm gefällt, irdene Gefäße zu benutzen. Denn dann bleibt die Ehre allein bei ihm!“²
Wie Gott heute bestätigt und ermutigt
Kaum jemand von uns hört regelmäßig die Stimme Gottes so direkt, wie Jesus. Und auch von ihm wird es nur dreimal berichtet. Aber Gott spricht durch die Bibel und immer wieder durch Menschen, um mir etwas mitzuteilen und vor allem zu ermutigen.
Wie oft hat uns ein Besuch, ein Anruf, eine E-Mail oder WhatsApp-Nachricht von Freunden, Unterstützern und Betern mitten im Alltag erreicht. Während ich diesen Text schreibe, sehe ich die Nachricht von einem Freund auf dem Handy: „Seid ihr heute Nachmittag zu Hause? Ich würde gerne kurz vorbeikommen!“ Ich freue mich darauf!
Zum Schluss noch einmal Ajith Fernando, der sehr treffend zusammenfasst, worum es mir in diesem Beitrag ging: „Die Kraft unserer Identität, Gewissheit und Bedeutung kommt von der Tatsache, dass wir Gottes Kinder sind, von ihm angenommen wurden und er uns eine Rolle gibt, die wir in seinem Reich zu spielen haben. Lasst uns in dieser Grundeinstellung an unseren Dienst herangehen.“³
Ajith Fernando, Checkliste Leben
Das Buch ist im Francke-Verlag erscheinen und derzeit vergriffen.
Wolfgang Klöckner
…lebt und arbeitet seit vielen Jahren mit seiner Frau Ute im Allgäu, wo sie die Gründung und den Aufbau einiger Gemeinden gestartet und unterstützt haben. Sie begleiten und fördern verschiedene missionarische Projekte in der Region. Wolfgang engagiert sich darüber hinaus im Vorstand der Deutschen Inlandmission (DIM).
Quellenangaben:
- Ajith Fernando, Checkliste Glaube – Dienen wie Jesus, Marburg 2011, S.57
- ebd., S.64
- ebd., S.71
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