Dorfgemeinschaften sind oft skeptisch gegenüber Neuem. Doch sie bieten auch große Chancen für die Weitergabe des Evangeliums …

In Deutschland leben etwa 57 Prozent der Bevölkerung in Mittelstädten und Landgemeinden, also in Orten mit weniger als 50.000 Einwohnern. In diesen eher ländlichen Regionen gibt es Zentren mit weiterführenden Schulen, Ämtern und  Einkaufsmöglichkeiten.

Das Weserbergland ist von vielen Bergen umgeben, mitten hindurch zieht sich die Weser. Die Bevölkerung ist sehr ländlich geprägt. Es ist ziemlich schwer, das Weserbergland richtig einzugrenzen. Wir haben eine Leidenschaft für diese Region, diese Orte und die Menschen, die hier leben. Etwa die Hälfte (49,3%) der Einwohner des Weserberglandes lebt in Orten mit weniger als 1.500 Einwohnern. Etwas mehr als ein Viertel (28,3%) bewohnt Orte zwischen 1.500 und 10.000 Einwohnern. Und nur knapp 22 Prozent der Weserbergländer lebt in Städten die mehr als 10.000 Einwohner haben.

Die Herausforderungen in ländlichen Regionen

Die dörflichen Gemeinschaften sind oft fest geknüpft. Es herrscht eine große Heimatverbundenheit. Das Herz hängt an der eigenen Feuerwehr, dem Schützen- oder Sportverein oder der Kirche. Das eigene Dorf und die Menschen stehen im Fokus. Wer zum Studium oder für eine Ausbildung in die Großstadt zieht, kehrt häufig wieder zurück, wenn die Familiengründung ansteht. Schon das Nachbardorf um die Ecke wird manchmal als Konkurrenz betrachtet. Über mehrere Generationen haben sich Verhaltensweisen entwickelt, an denen man sehr stark festhält. Wenn jemand versucht, von außen etwas Neues reinzubringen, wird schnell eine Grenze gezogen: Am Altbewährten wird nicht gerüttelt. Weil Tradition die Gemeinschaft verbindet, ist Raum für neue Ideen und Gedanken oft nicht da. Das gilt auch für das Evangelium.

Die Möglichkeiten in ländlichen Regionen

Was auf der einen Seite ein Hindernis für die Weitergabe des Evangeliums ist, kann auf der anderen Seite eine Möglichkeit sein. Eine Chance, die man nutzen sollte. Denn eine ländliche Region hat viele homogene Gruppen. In den bestehenden Gemeinschaften herrschen Vertrauen, gegenseitige Akzeptanz und Zusammenhalt. Wenn wir es schaffen, das Evangelium in solche Strukturen hineinzutragen, kann es sich in diesen festen und vertrauensvollen Gemeinschaften auf natürliche Weise ausbreiten. Unsere bisherige missionarische Herangehensweise sah häufig vor, Gemeinden in zentralen Orten zu gründen.

Wir gingen davon aus, durch Gemeinden an zentralen Orten könnten auch die Dörfer rundum erreicht werden. Die Praxis zeigt jedoch etwas anderes: Die kleinen Städte und Dörfer agieren unter sich. Hier bestehen Kindergärten, Grundschulen und Vereine und diese Struktur sorgt dafür, dass Freundschaften und Beziehungen innerorts gelebt werden. Aus dieser Perspektive sehe ich zwei Wege, solche ländlichen Regionen zu erreichen:

  1. Personen des Friedens.
    Wir halten Ausschau nach Menschen, die einerseits geistlich suchend sind und andererseits selbst im Dorf leben und Teil der festen Gemeinschaft sind, sodass ein Vertrauensverhältnis zwischen der Person des Friedens und den anderen Bewohnern besteht. Wir müssen also nicht selbst über viele Jahre Vertrauen zu den Bewohnern aufbauen, sondern konzentrieren uns nur auf die Person des Friedens. Mit ihr lesen wir in der Bibel, investieren uns in sie, entwickeln eine echte und liebevolle Freundschaft, damit zwischen uns tiefes Vertrauen entsteht. Wenn diese suchende Person Gott durch uns finden darf, trägt sie das Geheimnis der hoffnungsvollen Botschaft selbstständig in ihre Familie, zu Freunden und in ihre Dorfgemeinschaft.
  2. Vor Ort sein.
    Wenn wir keine Person des Friedens in einem Dorf finden, können wir entweder selbst dorthin ziehen oder gezielt andere Christen ermutigen und befähigen, dort ihren Platz zu finden. Sobald wir als Einwohner gemeinsame Dorftreffen wahrnehmen, Nachbarn kennenlernen und Teil der Gesellschaft werden, gewinnen wir immer mehr Vertrauen, das uns Einfluss verleiht, die Gesellschaft mitzugestalten. Wir werden Möglichkeiten bekommen, die Traditionen zu verändern, unsere Werte vorzuleben und das Evangelium zu verkündigen. Allerdings braucht es sehr viel mehr Zeit, selbst ein Teil dieser Gesellschaft zu werden. Für unseren Fall im Weserbergland würde ich sagen, dass es etwa fünf Jahre dauert, um in einem Ort anzukommen und so von den Menschen akzeptiert zu werden, dass sie Vertrauen haben. Ein eigener Umzug ist ein großer Einsatz, der sich aber lohnen kann, wenn es darum geht, Menschen für die Ewigkeit zu gewinnen.

Mein Fazit

Wir brauchen…

  1. Regionale Netzwerke für ländliche Regionen, in denen sich Christen mit einer gemeinsamen Strategie verbinden, damit eine Region mit dem Evangelium durchdrungen wird. Gegenseitiges Stärken und Ermutigen ist notwendig, um gemeinsam für die Menschen zu kämpfen.
  2. viele Jünger in solchen Regionen, die sich auf die Suche nach Personen des Friedens begeben und auch das Ziel haben, neue Hausgemeinschaften in Dörfern und Kleinstädten zu starten. Sie suchen dort, wo sie sich ganz natürlich aufhalten: auf der Arbeit, beim Einkaufen, in den Vereinen, bei den Nachbarn …
  3. Christen, die ganz gezielt in bestehende regionale Netzwerke ziehen, um dort bewusst in kleinen Ortschaften die Menschen einer ländlichen Region zu erreichen.

In Deutschland wohnen etwa 48 Millionen Menschen in solchen ländlichen Regionen und wir können Strukturen nutzen, die uns ermöglichen, das Evangelium in diese Orte, in diese Häuser, in diese Herzen zu tragen.

Vielleicht möchtest du ins Weserbergland ziehen, um in einer dieser Kleinstädte oder Dörfer ein Teil unseres Netzwerkes zu werden? Herzlich willkommen! Gemeinsam mit dir möchten wir die Menschen hier für Jesus erreichen! Melde dich bei uns.

Victor Sudermann

…lebt mit seiner Familie in Bodenwerder und arbeitet im Rahmen vom Team Weserbergland an einer Bewegung. Außerdem ist er in der DIM auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und Entwicklung von Trainings aktiv.

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