Ich vermute, einige von euch haben das Buch „Das Ende der Rastlosigkeit“ von John Mark Comer, das im Jahr 2022 auf deutsch erschien, bereits gelesen. Ich werde es immer mit dem Jahr 2020 verbinden, dem Start der Pandemie. Ich stieß auf den englischen Titel „The ruthless elimination of hurry“, wurde sofort an Dallas Willards Rat an John Ortberg erinnert und kaufte direkt das E-book, begann zu lesen und war hin und weg. Es war mein Buch 2020. Hätte ich es in 2020 nur mal konsequenter umgesetzt…., aber das ist ein Artikel, den ich für eine andere Zeitschrift schon geschrieben habe, vielleicht bringen wir ihn hier auch nochmal.

Heute will ich eine Reihe zu John Mark Comers neustem Buch „Leben vom Meister lernen – Practicing the Way“ beginnen. Kein anderes Buch hat mich bisher in 2024 mehr geflashed als dieses.

Wow, wow, wow! Ich kann jedem nur empfehlen, es sich zu kaufen, es sich zu wünschen oder es zu verschenken.

Kleiner Tipp: Wenn euch lokale Buchhändler vor Ort am Herzen liegen, bestellt es dort. Wenn es die nicht mehr gibt bei euch, dann tut dem Verlag einen Gefallen und bestellt es direkt im SCM-Shop: Vielleicht kauft ihr gleich zwei, dann könnt ihr es gemeinsam mit einem Freund lesen und euch darüber austauschen. Es ist wirklich großartig!

Worum geht’s in „Leben vom Meister lernen“ und warum starte ich eine Reihe zu diesem Buch?

In „Leben vom Meister lernen“ (der englische Untertitel „Practicing the Way“ ist zugleich der Titel des englischen Originals) geht es vor allem um Jüngerschaft und was das konkret für uns heute bedeutet.

Allein deswegen ist das Buch für uns als dem Team hinter jesusbewegung.net schon interessant, aber John Mark Comer kommt in diesem Buch an so vielen wichtigen, hilfreichen und interessanten Themen vorbei, die mir schon lange sehr am Herzen liegen, dass ich mir dachte, ich mache eine Reihe zu dem Buch und stelle Comers Punkte vor und gebe meinen Senf dazu. :-)

Fangen wir einfach gleich ganz vorne im Buch an. Direkt die erste Seite nach dem Inhaltsverzeichnis zeigt schon an, worum es geht:

Komm, folge mir nach.
Markus 2,14

Darum geht’s. Nicht nur in dem Buch, sondern im Leben: Darum geht’s doch wirklich! Jesus ruft uns auf, ihm zu folgen und seine Jünger zu werden.

Aber darum geht’s oft nicht wirklich, auch wenn keiner das so laut sagen würde. Und die, die es sagen, werden häufig kritisch beäugt und hören dann häufig „Warum bist denn immer so kritisch?“ Willkommen im Club!

Hast du dich schon mal gefragt, warum Jesus die Jünger aufgerufen hat, alles stehen und liegen zu lassen, ihm zu folgen, Zeit mit ihm zu verbringen und von ihm zu lernen und warum wir die Leute zu einem Gottesdienst oder einer speziellen Veranstaltung einladen, hoffen, dass sie dort ein Übergabegebet sprechen und dann regelmäßig den Gottesdienst besuchen? Wenn ja, dann wird dir das Buch und diese Reihe hier gefallen. Wenn nein, wirst du dich eher über diese Zeilen hier ärgern, aber vielleicht kann dich ein Zitat von Comer zu Beginn des Buches dazu bringen, dranzubleiben.

Im ersten Kapitel – obwohl: es gibt in dem Buch keine wirklichen Kapitel, es sind eher Abschnitte – schreibt er:

„Entgegen der landläufigen Meinung hat Jesus die Menschen nicht dazu aufgefordert, zur christlichen Religion zu konvertieren. Er hat die Menschen noch nicht einmal dazu aufgerufen, Christen zu werden. Wozu er Menschen eingeladen hat, war, eine Ausbildung bei ihm zu machen, bei der sie eine ganz neue Lebensweise lernen konnten.“
John Mark Comer, Vom Meister lernen, Seite 15

Jesus rief ganz normale Leute in seine Nachfolge: Alles stehen zu lassen und ihm zu folgen, bei ihm zu bleiben, ihn kennenzulernen, seine Gedanken kennenzulernen, immer mehr so zu werden wie er und auch die Dinge zu tun, die er getan hat. Damit bin ich schon bei den drei Zielen eines Jüngers, die Comer in der Folge näher ausführt, aber damit wir verstehen, was es heute bedeutet, ein Jünger von Jesus zu sein, müssen wir verstehen, was es damals bedeutet hat, ein Jünger eines Rabbis zu sein.

Comer fasst sehr hilfreich das jüdische Bildungssystem zusammen. Ich mache das Ganze noch kürzer zusammen:

Jüdische Kinder wurden mit etwa fünf Jahren im „Haus des Buches“ eingeschult – so etwas wie unsere Grundschule. Gelehrt wurde die Tora (die fünf Bücher Mose) und mit 12 oder 13 konnten die meisten Kinder die Tora auswendig aufsagen (also wirklich die ganzen 5 Bücher Mose!!!).

Die besten Schüler durften dann anschließend im „Haus des Lernens“ weiterlernen und konnten bis zum 17. Lebensjahr das gesamte Alte Testament auswendig. Alter Falter, das muss man sich mal vorstellen. Wir sind ja schon froh, wenn wir Psalm 23 auswendig können, aber ich schweife ab.

Danach gingen die meisten wieder nach Hause und nahmen irgendeinen Job an. Die Besten der Besten hatten vielleicht (vielleicht!!!) das Glück, von einem Rabbi auserwählt zu werden, ihm zu folgen. Das wäre eine Mega-Ehre gewesen.

Vermutlich waren die einfachen Fischer, die Jesus damals in seine Nachfolge rief, schon nach der „Grundschule“ ausgestiegen. Wer den Hintergrund kennt, kann sich viel eher vorstellen, warum die Jünger alles stehen und liegen ließen als ein Rabbi sie einlud, ihm zu folgen.

John Mark Comer zeigt, was es für jeden Jünger eines Rabbis damals bedeutet hat, ihm zu folgen:
Es ging darum,

  • den Rabbi ständig zu begleiten,
  • so zu werden wie der Rabbi,
  • so zu handeln wie der Rabbi.

Das bedeutete es, ein Schüler eines Rabbis zu sein. Man hat alles stehen und liegen gelassen und ist bei ihm in die Lehre gegangen.

Das Problem ist, dass das nicht das ist, was die meisten Christen heute unter Jüngerschaft verstehen. Dabei geht es darum, bei Jesus in die Lehre zu gehen und diese drei Dinge zu lernen.

Comer sagt es so:

„Wenn du dich entscheidest, bei Jesus in die Lehre zu gehen – und ich hoffe sehr, dass du das tust –, bedeutet das nichts weniger, als dass dein ganzes Leben ab jetzt auf dieses dreifache Ziel ausgerichtet ist: mit Jesus zusammen zu sein, ihm ähnlich zu werden und zu tun, was er getan hat. Das ist die treibende Leidenschaft deines Lebens.“
– John Mark Comer, Vom Meister lernen, Seite 30

Und wie das heute aussehen kann, darum geht’s zum großen Teil im Rest des Buches.

Vorher aber haut John Mark Comer aber noch einen raus, er schreibt:

„Tragischerweise ist Lehrling von Jesus zu sein nicht dasselbe, wie Christ zu sein.“

Uups! Ich mag es, wenn jemand zielstrebig die Fettnäpfchen aufsucht – richtig so! Aber das schauen wir uns im zweiten Teil der Reihe an. Bis dann!

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Leben vom Meister lernen: John Marc Comer

John Marc Comer, Leben vom Meister lernen

Das Buch ist für 23€ im SCM-Shop erhältlich

David Schäfer

…lebt mit seiner Familie in Hamburg-Bergedorf und liebt es, missionarisch gesinnte Christen und Gemeinden zu trainieren und zu coachen. David leitet den Movement Verlag und bringt als Verleger Bücher zum Thema Bewegungen heraus.

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