Paulus sorgte nicht nur für die Gemeinden, sondern begleitete, unterstützte und vernetzte auch seine Mitarbeiter.

In unserer Missionsarbeit haben wir es uns auf die Fahnen geschrieben, starke Teams zu fördern. Doch wie sieht es aus, wenn solche Teams unterwegs sind, die missionarische Arbeit sich ausdehnt und Früchte trägt? Oder wenn es hakt und klemmt oder sich gar Rückschläge einstellen?

Auch und gerade in solchen Phasen ist eine Begleitung sehr wichtig – wir sprechen von „unterstützen und stärken“. Auch hierzu bietet uns der Apostel Paulus jede Menge Anschauungsunterricht. Es gibt viel zu lernen, wenn wir seine Briefe einmal unter dem Aspekt lesen, wie er nicht nur für die Gemeinden sorgte, sondern auch seine Mitarbeiter begleitete, unterstützte und vernetzte.

Paulus hatte eine persönliche, einschneidende Berufung durch den auferstandenen Jesus erlebt und er betont wiederholt seine Eigenständigkeit als Apostel Jesu. Und doch begegnet er uns keineswegs als Einzelkämpfer, sondern als Teamplayer, der sich intensiv um seine Mitarbeiter kümmert. Seine eigenen Erfahrungen werden dazu beigetragen haben.

An den entscheidenden Weggabelungen seines Lebens standen immer wieder Menschen und halfen ihm bei den nächsten Schritten weiter. Hier ist vor allem Barnabas zu nennen, der ihm Vertrauen schenkte, ihn bei den Jerusalemer Aposteln einführte (Apg 9,27) und ihn später für die Mitarbeit in Antiochia dazu holte (Apg 11,25-26). Paulus machte die Erfahrung, dass jemand ihm vertraute und seine Mithilfe schätzte.

Was wäre aus Paulus geworden, wenn es Barnabas nie gegeben hätte?

Ich habe mich manchmal gefragt, was wohl aus Paulus geworden wäre, hätte es Barnabas nicht gegeben bzw. wäre er nicht von sich aus auf diesen Saulus von Tarsus zugegangen. Hier in Antiochia konnte er auch beobachten, wie in einer Gründungssituation Unterstützung von außen entscheidend war – nämlich durch Barnabas und ihn selbst.

Die Gemeinde in Antiochia bildete auf der anderen Seite für Paulus eine Art „Heimatbasis“, zu der er mehrfach zurückkehrte (Apg 14,26-28; 15,30-33; 18,22-23). Wir können sicher davon ausgehen, dass er hier Rat und Unterstützung für seinen Dienst fand. Genauso setzte er sich über längere Phasen in dieser Gemeinde ein. Das finde ich bemerkenswert für einen so eigenständigen Apostel, wie es Paulus war.

Ich habe den Eindruck, dass Paulus nach seiner Aussendung in Antiochia (Apg 13,1-3) als Apostel nie wieder Teil der Leitungsstruktur einer lokalen Gemeinde war. Doch bildete der andauernde, persönliche Kontakt zu einzelnen Gemeinden den Kontext seiner sämtlichen Briefe.

In der Apostelgeschichte und den Paulusbriefen findet sich eine Fülle von Angaben und Hinweisen über Paulus und seine Beziehungen zu Gemeinden und seinen Mitarbeitern – ein weitverzweigtes Netzwerk. Anhand Kolosser 4 möchte ich beispielhaft einige Aspekte davon aufzeigen, die auch in anderen Briefen erkennbar sind. Paulus erwähnt hier drei Gruppen: Sich selbst, die lokale Gemeinde und verschiedene seiner Mitarbeiter – und alle stehen in Beziehung zueinander.

1. Paulus und die Gemeinden

Paulus, der bis zum Horizont der damals bekannten Welt blickte und seine missionarische Vision weit steckte, hat doch nie die Bodenhaftung verloren, sondern war vielmehr mit zahlreichen lokalen Gemeinden verbunden.

Drei Gedanken dazu:

  • An einigen Stellen in seinen Briefen sehen wir den Apostel als Beter für die jeweilige Gemeinde und hier bittet er die Kolosser, für ihn persönlich und sein Team zu beten: „Vergesst auch nicht, für uns zu beten, dass Gott uns eine Tür öffnet…“ (V 3). Ganz offensichtlich ist das Gebet füreinander ein wesentlicher Faktor in diesem Netzwerk von Geben und Nehmen.
  • Ganz allgemein will Paulus mit seinen Gemeindebriefen die lokalen Gemeinden mit grundlegender Lehre wie auch praktischen Anweisungen positiv prägen und weiterführen – und zwar nicht nur die Gemeinde, die er selbst gegründet hatte. Ihm ist es wichtig, dass seine Briefe unter die Menschen kommen: „Und wenn ihr diesen Brief bei euch vorgelesen habt, sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde von Laodizea gelesen wird! Und lest auch den Brief, den ich an sie geschrieben habe!“ (V 16).
  • Auch die ganz persönliche Ebene schwingt hier mit: „Wie es mir geht, wird euch mein lieber Bruder Tychikus ausführlich berichten…“ (V 7) Interessant ist diese Bemerkung von daher, dass die Kolosser Paulus offenbar gar nicht persönlich kannten (2,1) und dennoch eine starke Verbundenheit bestand.

Paulus hätte Instagram und TikTok benutzt

Diese drei Aspekte bleiben auch für uns heute als apostolische Teams weiter bestehen:

  • Gebet für die Menschen, die Gott uns anvertraut hat, genau so wie die konkrete Bitte um Unterstützung im Gebet – verbunden mit den nötigen Informationen. Das betrifft heute sowohl die bestehenden Gemeinden und Einzelne, die hinter uns stehen, als auch Gemeinden oder Kreise, die im Zuge unserer Arbeit entstanden sind.
  • Training, Schulung, bewusste Prägung und Weiterführung neugegründeter Gemeinschaften und deren Leiter ist offenbar auch eine apostolische Aufgabe, die nicht immer sehr beliebt ist. Paulus konnte nur schreiben und persönlich erscheinen – heutzutage bieten sich eine Fülle von Möglichkeiten an! Auch ich breche lieber auf zu neuen Ufern, doch von Paulus lerne ich, die lokalen Gemeinden zu unterstützen und zu stärken. Das sollten wir nicht einfach bloß den Leitern vor Ort überlassen.
  • Paulus ist mir auch Ansporn und Vorbild, enge persönliche Beziehungen in die Gemeinden hinein zu pflegen. Persönliche Worte, Grüße und Mitteilungen auf allen möglichen Kanälen (Postkarte bis Instagram) drücken Verbundenheit aus und stärken die Beziehungen.

Ich glaube, Paulus würde heute alle Messenger nutzen und immer wieder mal eine Videobotschaft versenden!

2. Paulus und seine apostolischen Teams

In Kolosser 4 nennt Paulus acht Mitarbeiter in seinem unmittelbaren Umfeld, die in Zweierteams mit verschiedenen Aufgaben betraut sind (Tychikus und Onesimus, Markus und Jesus Justus) bzw. mit Paulus zusammen sind (Aristarch, Epaphras, Lukas und Demas). Es ist offensichtlich, dass die Beziehung zu diesen Männern von gegenseitiger Wertschätzung und Liebe geprägt ist. An anderen Stellen (z.B. Röm 16) werden auch mehrere Frauen als Mitglieder dieses Netzwerks apostolischer Mitarbeiter genannt. Nicht nur einen Mitarbeiter nennt der Apostel sein Kind im Glauben (1Tim 1,2; Tit 1,4; Philemon 10). Die tiefe Zuneigung dieser Männer ist offenkundig.

Die beiden Briefe an Timotheus sowie der Titusbrief sind Beispiele dafür, wie Paulus seinen Mitarbeitern in ihrem Dienst weiterhalf, sie unterstützte und persönlich ermutigte. Heute würden wir Paulus vielleicht als ihren Coach oder Mentor bezeichnen. Die Themen in diesen Briefen reichen von großen theologischen Fragen über praktische Probleme in den jungen Gemeinden bis zu ganz persönlichen Dingen. Im Grunde nichts anderes als die Themen, die auch heute in der Begleitung von Missionaren oder Teams im Vordergrund stehen.

Paulus fördert das Miteinander und die Zusammenarbeit seiner Mitarbeiter, und zwar zunächst einfach dadurch, dass immer wieder eine größere Anzahl mit ihm zusammen ist – ob auf Reisen (Apg 20,4) oder während seiner Gefangenschaft (Kol 4). Darüber hinaus finden sich praktische Anweisungen, die das Miteinander betreffen: „Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos rüste sorgfältig aus zur Reise, damit ihnen nichts fehle.“ (Tit 3,13).

Paulus fördert den Teamgeist seiner Mitarbeiter

Im Philipperbrief erwähnt Paulus einen Konflikt zwischen zwei Frauen, die mit ihm unterwegs waren und ermahnt sie, sich wieder zu einigen. Er ergänzt:

„…stehe ihnen bei, die in dem Evangelium zusammen mit mir gekämpft haben, auch mit Klemens und meinen übrigen Mitarbeitern,…“ (Phil 4,3)

Konflikte offen anzusprechen und zu überwinden gehört zum Wichtigsten, aber auch zum Schwierigsten in missionarischen Teams. Neben gesunden, transparenten Strukturen sind es nach meiner Erfahrung vor allem gute, vertrauensvolle Beziehungen, die das Ausräumen von Konflikten erleichtern. Umso wichtiger ist es, Begegnungsräume zu schaffen, um solche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

In einer kurzen Bemerkung über Apollos, der auch im Dunstkreis der paulinischen Gemeinden unterwegs war, wird deutlich, dass Paulus letztlich keine Autorität über andere apostolische Mitarbeiter hat:

„Ich habe ihn immer wieder gebeten, mit den Brüdern zu euch zu kommen, aber er wollte jetzt noch nicht.“ (1.Kor 16,12).

So waren diese Leute auch frei, Paulus zu verlassen und eigene Pläne zu verfolgen (vgl. 2.Tim 4,10).

Ich halte es für wichtig, dass Missionare und apostolische Mitarbeiter grundsätzlich frei sind, der Führung des Heiligen Geistes im Dienst zu folgen – auch dann, wenn das von anderen nicht immer nachvollzogen werden kann. Es braucht gleichermaßen ein gesundes Maß an Absprache und gegenseitiger Verantwortung. Dass Mitarbeiter andere Wege einschlagen – auch, wenn diese in unseren Augen möglicherweise nicht nach Gottes Willen aussehen – lässt sich jedoch nicht verhindern. Sie sind frei, und wir haben sie loszulassen – auch wenn es schwerfällt.

3. Die apostolischen Mitarbeiter und die Gemeinden

Bei diesem dritten Aspekt geht es darum, wie die Mitarbeiter von Paulus einerseits mit bestimmten Aufträgen und Aufgaben in den Gemeinden arbeiten (wie z.B. Timotheus in Ephesus und Titus auf Kreta) und andererseits die Gemeinden für diese apostolischen Mitarbeiter Sorge tragen. So sollten die Kolosser Markus herzlich willkommen heißen, wenn er kommt (Kol 4,10), d.h. ihm Gastfreundschaft erweisen und ihn versorgen.

Ähnliches schreibt er den Korinthern über Timotheus:

„Wenn Timotheus zu euch kommt, achtet darauf, dass er ohne Angst bei euch sein kann! Denn er arbeitet genauso für den Herrn wie ich. Keiner soll ihn verächtlich behandeln. Seht zu, dass er in Frieden zu mir zurückkommen kann, und gebt ihm, was er für die Reise braucht.“ (1Kor 16,10-11)

Paulus scheut sich nicht, die Gemeinden an ihre Verpflichtungen missionarischen Mitarbeitern gegenüber zu erinnern und ich meine, daran hat sich im Grundsatz nichts geändert. Die Versorgung solcher Mitarbeiter ist Ausdruck von Geben und Nehmen im Reich Gottes. Wir sind äußerst dankbar, dass dies heute auch funktioniert! Paulus sieht sich und seine Mitarbeiter in apostolischen Teams gemeinsam mit den Gemeinden in einem lebendigen, von Liebe und Vertrauen getragenen Netzwerk. Das gibt es auch hier und heute noch und wir wollen dazu beitragen, dass dieses Netz weiter und fester wird!

Wolfgang Klöckner

…lebt und arbeitet seit vielen Jahren mit seiner Frau Ute im Allgäu, wo sie die Gründung und den Aufbau einiger Gemeinden gestartet und unterstützt haben. Sie begleiten und fördern verschiedene missionarische Projekte in der Region. Wolfgang engagiert sich darüber hinaus im Vorstand der Deutschen Inlandmission (DIM).

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